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Ist Weizen ungesund? Und macht Gluten krank?

Ist Weizen ungesund? Macht Gluten krank?

Über Essen wird gerne geredet, über die Verdauung weniger. Und doch werden so viele Menschen von Verdauungsproblem geplagt. Beeinträchtigen diese Probleme immer mehr den eigenen Alltag, gehen viele zum Arzt. Dieser kann recht schnell eine Weizenallergie oder Zöliakie ausschließen oder bestätigen. In diesem Fall ist Gluten und Weizen auf jeden Fall ungesund – und man fühlt sich dementsprechend schlecht.

Anders sieht das bei einer Glutensensitivität aus. „Forscherteams sind gegenwärtig auf der Suche nach einer Methode, um eine Glutensensitivität diagnostizieren zu können.“ (Fußnote 1) Noch gibt es diese nicht und so läuft die Diagnose auf ein Ausschlussverfahren hinaus.

Bei manchen sind die Symptome sehr offensichtlich: Bauchschmerzen oder Reizdarm. Oft sind die Symptome aber auch versteckt: Chronische Müdigkeit oder “Brain Fog”. Die Symptome können also sowohl den Verdauungstrakt betreffen als auch außerhalb des Verdauungstraktes liegen. (Fußnote 2)

Ich selber wurde in meinem Bekanntenkreis immer wieder mit dem Thema konfrontiert. Ein guter Freund ernährte sich als „Selbsttest“ eine zeitlang glutenfrei und bemerkte plötzlich, wie viel klarer er im Kopf war. Eine Sache fiel ihm dabei ganz konkret auf: plötzlich konnte er auf seinem Instrument viel schneller neue Stücke lernen als zuvor.

Ist eine einseitige Ernährung schuld? Ist Weizen in zu großen Mengen ungesund?

Als ich ein Kind war, bestand alles aus Weizen. Brot, Brötchen, Kuchen, Muffins, Nudeln, Gebäck,…

  • Das Müsli, das ich zum Frühstuck gegessen habe.
  • Die Laugenstange, die ich mir in der Schule beim Bäcker gekauft habe.
  • Die Nudeln zu Mittag,
  • der Kuchen bei Oma.
  • Die belegten Brötchen am Abend.

In Deutschland, dem Land, in dem Brotbacken eine geschätzte Kunst ist, war vielleicht noch ein kleiner Anteil Roggen dabei, aber selbst das war nichts im Vergleich zu dem großen Anteil an Weizen. Denn vor 20 Jahren wäre noch keiner auf die Idee gekommen mit Dinkel, Einkorn oder Emmer, geschweige denn mit Buchweizen und Quinoa zu backen. Und dabei ist die Liste an anderen Getreiden und Pseudogetreiden doch so viel länger.

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese einseitige Ernährung ein Grund ist, warum es inzwischen so viele Menschen mit einer Unverträglichkeit gegenüber Weizen und Gluten gibt, denn irgendwann ist es dem Körper einfach zu viel.

Aber ist das dann bei anderen Lebensmitteln auch so? Kann man zu viel Gemüse essen und dadurch eine Unverträglichkeit gegen Gemüse bekommen? Nein, es ist nicht dasselbe. Natürlich ist es nie gut, ein spezielles Lebensmittel wie zum Beispiel Brokkoli (selbst wenn er noch so gesund ist), in enorm riesigen Mengen und täglich zu essen. Also zum Frühstück Brokkoli, zum Mittagessen Brokkoli und zum Abendessen Brokkoli.

Warum aber jetzt genau Weizen oder allgemein glutenhaltiges Getreide solche Probleme macht, ist noch nicht abschließend geklärt. „Eine Glutensensitivität wird vermutlich durch Gluten, ATIs und/oder FODMAPs ausgelöst.“ (Fußnote 3) Diese drei unterschiedliche Bestandteile des Weizens sowie anderer Getreidearten stehen zur Zeit in der Diskussion und werden weiter erforscht. (Fußnote 4) ATIs beispielsweise sind Proteine, die in modern gezüchtetem Weizen in höheren Mengen enthalten sind als zum Beispiel in alten Getreidearten wie Einkorn und Emmer. (Fußnote 5) Durch diese kann es bei betroffenen Personen zu einer entzündlichen Wirkung kommen. (Fußnote 6) In diesem Fall kann dann Gluten bzw. Weizen tatsächlich ungesund sein und krank machen, wenn sie eine Entzündung im Körper hervorrufen.

Ist Weizen ungesund?

Warum ist Weizen oder Gluten dann nicht bei jedem ein Problem?

Funktioniert die Verdauung bei einem Menschen optimal und liegt keine Weizenallergie oder Zöliakie vor, dann kann er mit Weizen eigentlich gut klar kommen. Es ist allerdings trotzdem nicht empfehlenswert, diesen weiterhin in großen Mengen zu konsumieren, denn die Vielfalt, die wir haben sollten wir auch nutzen. Aber ganz klar ist, dass Weizen nicht generell ungesund ist.

Allerdings stellt dies einen Idealfall dar, den wir kaum noch antreffen – eine optimal funktionierende Verdauung, eine perfekte Darmflora. Der Normalfall ist wohl eher, dass die Darmflora sowieso schon in Mitleidenschaft gezogen worden ist, zum Beispiel durch die Einnahme von Medikamenten oder Antibiotika. Dann kann Weizen oder glutenhaltiges Getreide eine zusätzliche Belastung darstellen. Und anders als vor 20 Jahren bekommt man ja glücklicherweise überall Alternativen zum Weizen, wie Dinkel und Roggen und auch zahlreiche glutenfreie Alternativen.

Wo ist Gluten enthalten?

Von Natur aus ist Gluten in Weizen, Roggen, Dinkel, Grünkern, Kamut, Gerste, Emmer, Einkorn und Triticale, sowie in geringer Menge auch im Hafer enthalten.

Dagegen sind Hirse, Mais und Reis glutenfrei, genauso wie die Pseudogetreide Buchweizen, Quinoa und Amaranth. Mit der Vielfalt ist es damit aber noch nicht zu Ende. Inzwischen gibt es auch Mehl und Pasta aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen, sowie Kokosmehl und Mandelmehl – nur um ein paar zu nennen. Du findest zum Beispiel ein Rezept für glutenfreie Waffeln auf meiner Seite.

Woher weiß man, ob man Weizen oder Gluten nicht verträgt?

Zunächst sollte man bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen und eine Weizenallergie oder Zöliakie ausschließen lassen. Der Arzt kann dann auch noch weitere Tests durchführen.

Letztendlich würde ich als Ernährungsberaterin allerdings eine Kur ohne Weizen oder Gluten empfehlen, denn diese kann schon eine Besserung bewirken. Eine längere Kur zu machen ist wichtig, denn die Symptome treten nicht immer unmittelbar nach dem Essen auf. Sie können sich auch erst Stunden oder sogar erst Tage später zeigen. Deswegen erkennen manche Betroffene erst nach Jahren den Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und gluten- oder weizenhaltigen Lebensmitteln. (Fußnote 7)

Aber auch wenn man keine offensichtlichen Symptome hat, lohnt sich der Versuch. Denn wie bei meinem Freund können die Veränderungen doch überraschend sein. Manchmal stellen sich die Veränderungen schon nach einer Woche ein, bei anderen dauert es allerdings länger. Manchmal bis zu 2 Monaten bis sich der Körper erholt hat und die Symptome abklingen.

Meine Erfahrung – Ist Weizen ungesund für mich?

Letztes Jahr habe ich eine 4 Monate lange Kur gemacht. Ganz ohne Gluten. Ich habe in dieser Zeit keinen wirklich großen Unterschied gemerkt, außer dass ich in der Zeit nicht ein einziges Mal Kopfschmerzen hatte. Seitdem esse ich zwar hauptsächlich glutenfrei, aber nicht ausschließlich.

Bei Weizen ist das allerdings anders. Weizen habe ich gar keinen zu Hause, denn da merke ich dann doch einen starken Unterschied. Kurz nachdem ich Weizen gegessen habe werde ich sehr müde und will mich am liebsten 1-2 Stunden auf die Couch legen. Und oft machen sich auch Bauchschmerzen bemerkbar.

Als ich dieses Wissen noch nicht hatte und täglich Weizen gegessen habe, habe ich das natürlich nicht bemerkt oder darauf zurückgeführt. Erst als ich ganz bewusst längere Zeit keinen Weizen gegessen habe, machte sich der Kontrast doch stark bemerkbar.

Heute bin ich froh, dass ich so viele leckere Alternativen habe und ich mich nach dem Essen fit und gesund fühle. Denn so sollte es eigentlich sein. Das Essen sollte natürlich Freude machen und gut schmecken, aber uns auch Energie geben und nicht Energie nehmen. Wenn wir uns nach einer Mahlzeit gut und fit fühlen, und das auch noch einige Stunden danach, dann haben wir auf jeden Fall etwas richtig gemacht!

Ist Weizen ungesund?

1: Beil, Barbara: „Supermarkt oder Arzpraxis: (Selbst-)Test Glutenunverträglichkeit auf dem Prüfstand.“ 23. März 2019 Ecodemy https://ecodemy.de/magazin/supermarkt-oder-arztpraxis-selbst-test-glutenunvertraeglichkeit-auf-dem-pruefstand/

2: Leonard, M.M. et al. (2017). Celiac Disease and Nonceliac Gluten Sensitivity: A Review. JAMA 318, 647.

3: Beil, Barbara: „Glutenunverträglichkeit: Symptome erkennen & lindern.“ 10. März 2019 Ecodemy https://ecodemy.de/magazin/wie-aeussert-sich-glutenunvertraeglichkeit/

4: Barbaro, M.R., et al. (2018). Recent advances in understanding non-celiac gluten sensitivity. F1000 Research 7.

5: Zevallos, V.F., et al. (2017). Nutritional Wheat Amylase-Trypsin Inhibitors Promote Intestinal Inflammation via Activation of Myeloid Cells. Gastroenterology 152, 1100-1113.e12.

6: Reig-Otero, Y., et al. (2018). Amylase-Trypsin Inhibitors in Wheat and Other Cereals as Potential Activators of the Effects of Nonceliac Gluten Sensitivity. J. Med. Food 21, 207–214.

7: Sapone, A., et al. (2012). Spectrum of gluten-related disorders: consensus on new nomenclature and classification. BMC Med. 10, 13.

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